Das Gewicht der Farben
Die Welt existierte nicht, bevor sie betreten wurde. Es gab nur das große, goldene Nichts – eine Leinwand der reinen Möglichkeit.

Die stehende Figur war der Träger. Das Tier war ein Werkzeug, ein Pinsel aus Fleisch und Knochen, dessen Hufe die Wirklichkeit auf den leeren Grund malten. Mit jedem Schritt presste es eine Textur in das Nichts: hier die Kälte von Schnee, dort die Härte von gefrorenem Boden. Im Korb auf dem Rücken des Tieres trug der Träger die Farben. Aber es waren keine Pigmente. Es war das Gewicht von Gestern, die Schärfe von Verlust, der Glanz einer einzigen, perfekten Tat.

Der Kleine war der Lehrling. Seine Aufgabe war nicht zu erschaffen, sondern zu bezeugen. Er ging zu Fuß, um zu lernen, wie sich eine Welt unter den Sohlen anfühlt, wie sie entsteht, wenn man sie Schritt für Schritt ins Dasein zwingt. Er musste verstehen, dass jeder Weg, den sie gingen, eine Entscheidung gegen unendlich viele andere Wege war.

Er trug nichts als einen roten Mantel, die Farbe des Anfangs und des Endes. Er blickte nicht auf die gemalte Stadt hinter ihnen, sondern auf den Rücken des Trägers. Er lernte nicht, wie man eine Stadt baut oder einen Baum formt, sondern wie man das Gewicht der Farben trägt, ohne unter ihm zusammenzubrechen.

Ihre Reise hatte kein Ziel, nur eine Richtung: vorwärts. Denn wenn sie anhielten, würde das Werkzeug erstarren, die Farben würden verblassen und die Welt würde hinter ihnen wieder zum goldenen Nichts zerfallen. Der Lehrling lernte die Schritte, die aus Nichts Etwas machen. Eines Tages würde er der Träger sein.