Portraits Innerer Welten: Vier Visionen in Farbe

Manchmal war sie Amia. Mit ihrer kühlen grünen Haut und den feuerroten Gläsern stand sie da und sah zu, wie die Stadt sich häutete. Die Gebäude krümmten sich, lösten sich auf in farbige Blöcke, die wie Gedankenblasen zum Himmel stiegen. Sie war eine Beobachterin der Metamorphose, unberührt und fasziniert von dem ständigen Wandel, der die Realität zerfließen ließ.

An anderen Tagen war sie Amilia, umgeben von der Wärme ihres eigenen Raumes. Die Wände leuchteten orange wie reife Früchte. Sie trug eine Brille, um die Details besser zu sehen – die feinen Linien der Blumen im grünen Rahmen, die seltsame, fast lebendige Form der kleinen roten Skulptur auf dem Ständer vor ihr. Sie war die Kuratorin der kleinen Wunder, die Hüterin der stillen, intensiven Momente, in denen ein seltsames Objekt mehr erzählte als tausend Worte.

Dann gab es Momente, da war sie Amira. Die Augen geschlossen, versunken in das innere Licht. Die Welt draußen verblasste nicht, sie wurde eins mit ihr. Linien und Farben – kühl wie Wasser, warm wie Erde – webten sich durch sie hindurch, verbanden sie mit allem. Es gab keine Trennung mehr zwischen Haut und Luft, zwischen Gedanke und Form. Sie war einfach Teil des großen Musters, atmend im Rhythmus der Abstraktion.

Und manchmal, besonders wenn die Schatten lang wurden, war sie Amina. Scharfkantig, kontrastreich, die Welt auf Rot, Schwarz und Gelb reduziert. Sie blickte zurück, über die Schulter, auf die Straße, die wie eine Wunde durch die Stadt schnitt. Kleine Figuren huschten vorbei, ein dunkler Vogel hing am Himmel wie ein böses Omen. Die Rosen rankten sich bedrohlich schön. Ihr Blick war eine Frage, eine Warnung, ein Erkennen der Dramatik, die unter der Oberfläche lauerte.

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