Einsame Oasen der Wildnis, in denen sich bestenfalls ein paar Abenteurer versammeln – wer dieses Bild von den vierzehn Achttausendern im Karakorum und im Himalaja vor dem geistigen Auge hat, liegt nur mehr bedingt richtig. In den vergangenen Jahren hat sich das Bergsteigen an den Achttausendern dieser Welt zu einer Art Massenbewegung entwickelt, die vor allem am Mount Everest ihr schlimmstes Gesicht zeigt. Der höchste Berg der Welt wird regelrecht gestürmt.
60 Jahre nach der Erstbesteigung ist Jahr für Jahr im April und im Mai eine regelrechte Horde unterwegs, um den höchsten Punkt der Erde zu erreichen. In der heurigen Jubiläumssaison befanden sich etwa 30 Expeditionen am Berg. Rund 340 „Permit-Holder“ wollten den Everest im Mai besteigen. Das bedeutet, dass mit Trägern, Helfern, Köchen rund 1000 Menschen am Everest weilten.
Die höchste geologische Verwerfung der Erdkruste ist über die Jahre zu einem Ort geworden, den sich die Erstbesteiger Edmund Hillary und Tenzing Norgay so wohl nicht einmal in der Utopie ihrer kühnsten Träume ausgemalt hätten, sagt der Ansfeldner Alpinist Sepp Friedhuber. „Der Mount Everest ist heute Sinnbild einer pervertierten Industrie.“