Hier gibt es Fotos von der Ausstellung “Müßiggänger” im Ararat – und vor allem den Text zur Ausstellung von Gertrud Watzlawek-Griesser.
Gertrud Watzlawek-Griesser
AUSSTELLUNG KURT HEPPKE
IM CAFÉ GALERIE KUNST- & KULTURZENTRUM ARARAT
JÄNNER 2014
Die Bilder von Kurt Heppke entstehen am Computer. Der Künstler entscheidet sich für eine
konkrete Figur und legt eine Reihe von Parametern, wie Farbe, Mimik, Muster und Drehung fest.
Das Ausgangsbild wird von mehreren Zufallsgeneratoren bearbeitet. So entstehen viele
Variationen ein und desselben Bildes mit unterschiedlichen Texturen.
In früheren Arbeiten wurde eine bestimmte Textur auf das gesamte Gesicht/die gesamte Figur
übertragen. Die Methode wurde verfeinert. Jetzt werden unterschiedliche Texturen auf einzelne
Gesichtsbereiche gelegt. Dies führt zu einer Differenzierung und Erweiterung der Möglichkeiten.
Kurt Heppke verwendet in einigen der neuen Bilder sowohl für den Hintergrund als auch für die
Figur im Vordergrund gleiche/ähnliche Farben. Farbtexturen werden zusammengefasst. Er wählt
bestimmte Textur- bzw. Farbtöpfe und arbeitet mit feinen Farbnuancen. So werden minimale
Differenzierungen in der Formgebung, der jeweils individuelle Ausdruck, die Kontur der Figur
besonders deutlich.
Im Kacheln, so nennt der Künstler das Anordnen und Zusammenfassen einzelner Bilder, entsteht
eine Zusammenschau, ein Überblick der vielen Möglichkeiten des Ausdrucks. Im Schauen auf
diese Vielfalt kann die Erinnerung an unsere Möglichkeiten wach werden. In Anbetracht der
unendlich vielen Ausdrucksvarianten ist ein umfassender Überblick natürlich nicht möglich. In der
Anordnung der einzelnen Kacheln entsteht für den Künstler jedoch eine Art Ganzheit, ein neues
Bild.
Das Bedürfnis nach Überblick hängt für Kurt Heppke mit dem Bedürfnis sich zu distanzieren
zusammen. Einen Schritt zurücktreten von sich selbst, von den einzelnen Figuren, befreit. Distanz
öffnet den Blick auf die vielen Möglichkeiten in uns und schafft die Voraussetzung für deren
Bewertung. „Jeder Mensch ist so viel“, meint Kurt Heppke. Wir zeigen so wenig und dies in sehr
kontrollierter Weise. Der Prozess des Distanzierens ermöglicht Annäherung an sich selbst.
Die Zusammenschau im Kacheln ist sehr begrenzt. Man stelle sich vor, dass für eine
Gesichtsdarstellung Tausende Varianten erzeugt werden. Daher sind auch kleine, hektische
Animationen entstanden, in denen sich deutlich mehr Bilder, die auf einfachste Weise
aneinandergereiht werden, zusammenfassen lassen. Im Film bekommen die Figuren etwas
Puppenhaftes, die Bilder eine neue Leichtigkeit.
Kurt Heppke bezeichnet die Figuren in seinen Bildern als Müßiggänger. Mit Müßiggang ist nicht
Untätigkeit gemeint, sondern ein Zustand erhöhter Sensibilität, in dem neue Möglichkeiten zu Sein
sichtbar werden. So gesehen ist Müßiggang eine Bedingung sich zu entfalten, zu entdecken.
Gertrud Watzlawek-Griesser 04.01.2014