Ein alter Mann auf einer Bank neben einem riesigen Apfel, der so groß ist wie er selbst.
Der Riese und der Apfel
Es war ein sonniger Tag im Herbst, als der alte Mann namens Friedrich auf seiner Lieblingsbank im Park saß. Seine grauen Haare flatterten im Wind, und seine müden Augen blickten auf die vorbeigehenden Menschen. Friedrich liebte es, hier zu sitzen und die Welt an sich vorbeiziehen zu lassen.
Eines Tages jedoch, als er gerade seinen Mittagsschlaf hielt, hörte er ein seltsames Geräusch. Es war ein leises Knacken, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Friedrich öffnete seine Augen und rieb sich den Schlaf aus ihnen. Was er sah, ließ ihn staunen.
Direkt neben ihm auf der Bank lag ein riesiger Apfel. Er war so groß, dass Friedrich ihn kaum fassen konnte. Seine grüne Schale glänzte in der Sonne, und der Duft von frischem Obst stieg ihm in die Nase. Friedrich konnte nicht anders, er musste den Apfel berühren.
„Ein Wunder!“, flüsterte er und strich über die glatte Oberfläche. „Woher kommst du, mein Freund?“
Der Apfel antwortete nicht, aber Friedrich spürte, dass er etwas Besonderes war. Er hob den Apfel auf und setzte ihn sich auf den Schoß. Der Apfel war schwer, aber Friedrich fühlte sich seltsam leicht. Als er hineinbiss, explodierte der Geschmack in seinem Mund – süß, saftig und voller Leben.
„Vielleicht bist du ein Geschenk vom Himmel“, sagte Friedrich und lachte. „Oder vielleicht bin ich verrückt geworden.“
Der Apfel blieb bei ihm, Tag für Tag. Die Leute im Park kamen, um ihn zu bewundern, und Friedrich wurde zum Gesprächsthema. Manche sagten, er sei ein Zauberapfel, andere glaubten, er sei ein Geschenk von den Göttern.
Eines Nachts, als der Mond hoch am Himmel stand, hörte Friedrich eine Stimme. Es war der Apfel, der zu ihm sprach.
„Friedrich“, flüsterte der Apfel, „ich bin kein gewöhnlicher Apfel. Ich bin der Hüter des Glücks. Wenn du mich isst, wirst du das größte Glück deines Lebens finden.“
Friedrich überlegte. Sollte er den Apfel essen und sein Glück finden? Oder sollte er ihn behalten und weiterhin die neugierigen Blicke der Menschen ertragen?
Schließlich entschied er sich. Er nahm einen großen Bissen und schloss die Augen. Und plötzlich fühlte er es – das Glück, das tief in seinem Inneren aufblühte. Er lachte, weinte und tanzte auf der Bank.
Seitdem saß Friedrich jeden Tag auf seiner Bank im Park, den Apfel neben sich. Die Menschen kamen und gingen, aber er wusste, dass er das größte Glück gefunden hatte – in einem riesigen Apfel, der so groß war wie er selbst.