Die Seelen der Sommerlandschaft
Die Sonne wärmt die sanften Hügel, und ein leichter Wind trägt den Duft von Gras und Wasser herauf. Flora und ihre Schwester Fauna, beide mit Köpfen, die wie prächtige Sommersträuße blühen, stehen am Rand einer Klippe. Unter ihnen erstreckt sich ein See, so türkisblau, dass er mit dem Himmel wetteifert. Winzige Segelboote ziehen ihre weißen Spuren durch das Wasser, und die grünen Inseln sehen aus wie schlafende Riesen. Flora hebt eine Hand, als wollte sie die Schönheit dieser Welt umarmen.

Als der Tag sich neigt und die Sonne beginnt, hinter den fernen Bergen zu versinken, verwandeln sich die beiden. Ihre Blumenköpfe werden zu leuchtenden Sonnenkugeln, strahlend und warm. Jetzt sind es Sol und seine Gefährtin Luna, die riesengroß über der kleinen Stadt am Ufer des Sees erscheinen. Die Häuser unten wirken wie Spielzeug, und die ersten Lichter gehen an, während sich ein Meer aus Wolken unter ihnen ausbreitet. Sie lächeln, zufrieden mit dem Schauspiel des Tagesendes.

Ein anderer Geist dieser Berge, vielleicht ein Cousin von Flora und Sol, den man den „Alpenwächter“ nennt, unternimmt heute eine Wanderung. Sein Kopf ist ein kunstvolles Gebilde aus bunten Plättchen und Federn, und er trägt ein Gewand aus geflochtenen Gräsern. Mit einem stabilen Wanderstock in der Hand erklimmt er einen schmalen Pfad, gesäumt von leuchtenden Alpenblumen. Die Luft ist klar und frisch, und die Aussicht auf die umliegenden Gipfel ist atemberaubend. Er nickt den vereinzelten Gämsen zu, die seinen Weg kreuzen.

Tiefer im Tal, an einer Weggabelung, die Wanderer und Autofahrer gleichermaßen vor eine Entscheidung stellt, stehen zwei besonders freundliche Geister. Sie sehen aus wie riesige, lächelnde Blumen, die direkt aus der Wiese gewachsen sind, und ihre Stiele sind die Pfosten von Wegweisern. Sie deuten fröhlich in beide Richtungen der sich schlängelnden Straße, die durch saftig grüne Wiesen führt, während im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel in der Sonne glitzern. „Jeder Weg ist ein Abenteuer!“, scheinen sie zu rufen.

Und manchmal, wenn die Freude besonders groß ist und die Menschen die Schönheit der Natur mit offenen Herzen genießen, werden die Geister noch ausgelassener. Dann erscheinen sie als riesige, federleichte Wesen mit strubbeligen Haaren und riesigen, neugierigen Augen direkt neben den kurvenreichen Straßen. Sie schweben neben den Radfahrern her, die sich die Serpentinen hinauf oder hinab kämpfen, und scheinen sie mit unsichtbarem Rückenwind anzuschubsen. Ihre Anwesenheit ist wie ein Kichern im Wind, eine reine, ansteckende Lebensfreude, die das kleine Dorf am Fuße der mächtigen Felswand erfüllt.

So leben die Geister, im Einklang mit der Natur und den Menschen, die sie lieben.