Das lange Warten – Chronisten des Staubs

Da standen die drei Brüder des Wartens. Der Erste, dessen Zylinder porös und sonnengelb war wie ein verdorrter Schwamm, war der Chronist. Seine lange Nase zitterte unentwegt und sog die trockene Luft ein, als könnte er darin die Echos vergangener Geschichten riechen. Er erinnerte sich an den Klang von fließendem Wasser und dem Gefühl von nassem Gras.

Der Zweite, in der Mitte, mit dem unendlich langen Hals und den strengen Augen, war August der Lustige. Sein Blick war starr auf den Horizont gerichtet, dorthin, wo der Himmel und die rissige Erde in einem diesigen Nichts verschwammen. Er sprach nie. Seine Aufgabe war es, das erste Anzeichen einer Veränderung zu erspähen – eine Wolke, die nicht grau war, ein Vogel, der nicht schwarz war, oder den Schimmer einer Hoffnung. Sein Zylinder trug die Spuren von den unzähligen Sonnenauf- und -untergängen.

Der Dritte, dessen Kleidung die Eleganz einer längst verblühten Ära trug, war der Träumer. Auf seinem Hut saß manchmal ein kleiner, steinerner Vogel, den nur er sehen konnte. Er war es, der die Muster in den Rissen des Bodens las und in den vorbeiziehenden Wolken die Gesichter derer sah, die gegangen waren. Während der Chronist die Vergangenheit bewahrte und August die Zukunft erwartete, lebte er im fragilen Dazwischen, in einer Welt aus Melancholie und stiller Poesie.

Sie warteten auf den Regen. Nicht auf gewöhnliches Wasser, das den Durst löscht, sondern auf jenen einen Regen, der die Risse in der Erde füllen und die Zeit selbst heilen würde.

An diesem Tag, wie an unzähligen Tagen zuvor, sagte der Chronist mit seiner trockenen Stimme: „Ich rieche eine Erinnerung an Feuchtigkeit.“
Der August schwieg, doch seine Augen verengten sich kaum merklich.
Und der Träumer lächelte leise, denn der steinerne Vogel auf seinem Hut hatte gerade mit den Flügeln geschlagen.

Und so warteten sie weiter. Drei bizarre, unerschütterliche Monumente einer vergessenen Hoffnung in einem Land, das das Vergessen selbst war.

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