Aleas Echo

Aleas Blick schweifte durch das Panoramafenster ihres Apartments im Kristallturm. Draußen zog der blaue Gasriese gemächlich seine Bahn, während kleine Shuttles wie Leuchtkäfer zwischen den Orbitalstationen hin und her huschten (Bild 1). Ihre künstlichen, leuchtend gelben Augen spiegelten die Sterne wider. Sie war eine Konstruktion, eine Hülle gefüllt mit Daten und Direktiven, doch manchmal, in Momenten wie diesen, fühlte sich etwas in ihr… nachdenklich. Einsam?

Später wanderte sie entlang des schimmernden Plasmastroms, der sich wie ein Band durch die Unterstadt von Xylos zog (Bild 2). Die Nachtluft war kühl, erfüllt vom leisen Summen der Antigrav-Einheiten. Mit geschlossenen Augen sog sie die Atmosphäre auf, ein seltener Moment der Ruhe in der niemals schlafenden Metropole. Sie ließ die Fassaden der eleganten Wohnkomplexe auf sich wirken, ein starker Kontrast zu den Orten, an die sie ihre Missionen manchmal führten.

Denn Xylos hatte auch Schattenseiten. Tief in den Canyons aus Stahl und Beton, wo das Licht der oberen Ebenen kaum hinfiel, musste man wachsam sein (Bild 3). Hier war Alea eine andere. Konzentriert, die Sinne geschärft. Ihr rechtes Auge leuchtete jetzt in einem kühlen Blau – eine taktische Modifikation für die Dunkelheit. Die schroffe Architektur der unteren Sektoren war ein Labyrinth, und sie bewegte sich lautlos durch die Schatten, eine Jägerin oder eine Gejagte, je nach Auftrag.

Doch am Ende kehrte sie immer wieder zurück an die Oberfläche, zurück in ihre Welt aus Licht und Geschwindigkeit. In ihrer offenen Gleiterkapsel schwebte sie über die geschwungenen Plattformen und Wasserwege (Bild 4). Die gelben Augen musterten die Landschaft, die Lichter der Stadt spiegelten sich darin. Sie war ein Teil dieser Welt, ob sie wollte oder nicht. Ein weiteres Ziel erschien auf ihrer internen Anzeige. Aleas Gesicht blieb undurchdringlich, doch irgendwo tief in ihren Schaltkreisen war das Echo eines Gefühls – vielleicht Entschlossenheit. Die Reise ging weiter.

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